Gedenken an Louise Zietz

Andreas Samtleben

Am 27. Januar diesen Jahres jährte sich der 100. Todestag von Louise Zietz.

Der SPD Ortsverein Bargteheide würdigt die große Frau der Sozialdemokratie in einer öffentlichen Gedenkfeier am 03.07.2022 um 10 Uhr im Kleinen Theater Bargteheide.

Catharina Amalie Louise (auch Luise) Zietz wurde als ältestes von vier Kindern am 25.03.1865 in Bargteheide geboren. Mit nur 57 Jahren starb sie in Berlin, wo sie auch begraben wurde.

Ihre Kindheit war von großer Armut geprägt, schon von klein auf an, musste sie in der Heimweberei ihres Vaters mitarbeiten. Das hielt sich jedoch nicht davon ab, in ihrer kargen freien Zeit ihren „Bildungshunger“, wie es die Zeitschrift „Vorwärts“ am 26. Januar 1932 in einem Artikel zum 10. Todestag von Louise Zietz beschrieb, zu stillen.

Mit vierzehn wurde ihr das Dorf Bargteheide dann zu eng und es verschlug sie nach Hamburg. Hier arbeitete sie als Dienstmädchen, als Kaffeeleserin und in einer Tabakfabrik. Auch hier nutze sie jede freie Minute zur Lektüre und Weiterbildung. Schließlich machte sie noch eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.

In Hamburg lernte sie ihren späteren Ehemann, den Hafenarbeiter Carl Zietz kennen. Er machte sie mit der Sozialdemokratie vertraut. Ab 1892 engagierte sie sich aktiv in der SPD und im Fabrikarbeiterverband für Frauenrechte. Während des Hamburger Hafenarbeiterstreiks von 1896 trat Zietz zum erstmals als Rednerin und gute Organisatorin in Erscheinung. Spätestens seit der ersten SPD-Frauenkonferenz am 15. September 1900 galt sie als führende Persönlichkeit der sozialdemokratischen Frauenbewegung. Als nach der Verabschiedung des Reichsvereinsgesetz am 15. Mai 1908 auch Frauen in Vereine und Parteien eintreten durften, wird Louise Zietz zum ersten weiblichen Mitglied in den SPD-Parteivorstand gewählt.

Auf der „Zweiten Internationalen Frauenkonferenz“ im Jahre 1910 in Kopenhagen, stellte sie eine Resolution zum allgemeinen Frauenwahlrecht vor und initiierte zusammen mit Clarta Zetkin den Internationalen Frauentag.

Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 kam es zu Spannungen in Luise Zietz Umfeld. Zwar unterstützte sie aus Parteiräson die öffentlich vom SPD-Parteivorstand propagierte Kriegshilfe, gehörte sie persönlich jedoch zur innerparteilichen Antikriegsopposition. Im Jahre 1915 unterschrieb sie einen „Offenen Brief“ von Karl Liebknecht, der sich gegen die Politik des Burgfriedens der SPD richtete. Dies führte zur Amtsenthebung durch den Parteivorstand.

Zietz gründete daraufhin 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschland (USPD) mit. 1919 wurde sie für die USPD in die Weimarer Nationalversammlung gewählt und vertrat die Partei bis zu ihrem Tod 1922.

Bild von unbekannt – Büro des Reichstags (Hg.):
Reichstags-Handbuch 1920, I. Wahlperiode,
Verlag der Reichsdruckerei, Berlin 1920, PD-§-134