Hitzetot in Bargteheide?

Andreas Samtleben | 02.08.2023

Die Fraktion 90/Die Grünen in Bargteheide fordern in einem Antrag an den Ausschuss für Umwelt, Klima und Energie (UKE) die Erstellung eines Hitzeaktionsplans für Bargteheide. Angesichts des anhaltenden Dauerregens und Temperaturen unter 20 °Celsius mutet das nach Sommerloch und heißer Luft.

Keine Frage, schaut man sich die letzten 60 Tage an, so hatten wir an 9 Tagen Temperaturen über 25 °Celsius (°C) am Tag. Zweimal waren es sogar über 30 °Celsius. Tagestemperaturen über 30 °Celsius bezeichnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) als „Heiße Tage“. Dazu kommen dann noch die „Tropennächte“, also Nächte, wo die Temperaturen 20 °Celsius nicht unterschreiten. Davon hatten wir in den letzten 60 Tagen genau null!

Blickt man nun auf die Auswertung der „Heißen Tage“ des Deutschen Wetterdienstes zeichnet sich für die Jahre 2000 bis 2022 für Bargteheide folgendes Bild (zur Vergrößerung Bild anklicken):

Der Wetterdienst schreibt selbst dazu: „Zu beachten ist, dass ⁠Heiße Tage⁠ und Tropennächte regional unterschiedlich verteilt und verschieden stark ausgeprägt sein können, wie sich anhand der Sommer der drei ausgewählten Jahre zeigen lässt. So kamen Heiße Tage 2003 und 2015 erheblich häufiger in Süddeutschland (2003: bis zu 60 HT; 2015: maximal 40 HT) als in Norddeutschland (2003: bis zu 21 HT; 2015: maximal 18 HT) vor. Darüber hinaus waren die Menschen im Süden und Westen Deutschlands zusätzlich häufiger durch Tropennächte belastet: 2003 in Südwest- und Westdeutschland und 2015 in Südwestdeutschland (2003: bis zu 21 TN; 2015: maximal 13 TN). Demgegenüber hat die extreme Hitze der Sommer 2018 und 2019 einige Teilregionen Süd- und Südwestdeutschlands, vor allem aber weite Teile Mittel- und Ostdeutschlands betroffen (bis zu 45 HT und 13 TN).“

Selbstverständlich können Temperaturen, je nach persönlicher Disposition, auch ab 22+x °C unangenehm sein, ob angesichts der oben gezeigten Daten ein Hitzeaktionsplan erstellt werden muss, darf stark angezweifelt werden, zumindest jetzt und für Bargteheide.

Ließt man den Beschlussvorschlag der Grünen weiter, kommt einem die Frage in den Sinn, ob Eigenverantwortung und Selbstbestimmung der Menschen für die Grünen überhaupt noch eine Rolle spielen. Wie bitte soll die Stadtverwaltung „die Sicherstellung der flächendeckenden Nutzung des Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes“ herbeiführen? „Moin, ich komme von der Verwaltung und wollte mal auf ihr Handy schauen, ob sie da auch die App Katwarn und Nina installiert haben“, oder wie?

Norbert Muras von der WfB schreibt in einem Fazit auf den Antrag: „Die Gefahren durch Hitzeperioden sind in Deutschland zeitlich, räumlich und generell in den verschiedenen Altersgruppen extrem unterschiedlich. Deshalb ist die undifferenzierte Kampagne der Grünen erkennbar durch Alarmismus geprägt, durch Angstmache und den Versuch, die Stadt wieder einmal für die lokalen Maßnahmen gegen die Folgen des weltweiten Klimawandels in die Verantwortung zu nehmen.

Im Norden Deutschlands ist besonders in ländlichen Regionen die Gefahr des „Hitzetodes“
wesentlich geringer als im Bundedurchschnitt oder in Großstädten. In allen Altersgruppen
unter 85 Jahren tritt sie zudem nicht in statistisch relevantem Umfang auf. Die geforderten
Maßnahmen sind deshalb größtenteils fehlgeleitet, teilweise auch baulich undurchführbar.

Ein Hitzeaktionsplan für Bargteheide ist in der von den Grünen beantragten Form deshalb
nicht sinnvoll. Über Einzelmaßnahmen (Schülerwettbewerb für Brunnen, drei
verwaltungsseitig vorgeschlagene Wasserspender) ist gesondert und ideologiefrei zu
beraten.