Jugend(t)Räume

Bargteheide hat 16.117 einwohnende Personen (Stand 31.03.2022).
Darin enthalten ist die Altersgruppe der 0-17-jährigen mit ca. 3.000 (Stand 2020) Personen.

Ein Teil der Jugendlichen hat sich zu einer Initiative (Jugend für Jugend, kurz JfJ) zusammengetan und fordert nachdrücklich Räumlichkeiten für die Jugend.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, planen sie am 26.11.2022 eine Demonstration.

Dieses ist nicht ihre erste Aktion. Bereits am 07. Oktober 2022 machten sie mit einer Besetzung der Villa Wacker spektakulär auf sich aufmerksam. Tags darauf gab es im Ratssaal Gespräche zwischen der JfJ, ihrem Anwalt, der Bürgermeisterin und politischen Vertreterinnen und Vertretern. Die Stadtvertretung nahm sich in ihrer Sitzung am 27. Oktober das Thema der „Nutzungsduldung für die Initiative Jugend für Jugend für Räumlichkeiten in der Villa Wacker“ vor, konnte die Forderung nach den begehrten Räumen in der Villa Wacker jedoch nicht erfüllen.

Zum einen ist nicht gesichert, welche Schäden das Fundament bei einem Wasserrohrbruch genommen hat, zum anderen handelt es sich um ein Wohngebäude und nicht um eine Versammlungsstätte, an die andere statische Anforderungen gestellt werden. Eine von der JfJ angestrebte B-Planänderung, um dort dann doch unterzukommen, wurde durch die Stadtvertretung verworfen. Bestenfalls dauert so eine B-Planänderung zwei Jahre und würde der auch durch die Politik anerkannten Dringlichkeit nicht gerecht werden können. 

Der Frust der zahlreich erschienenen jungen Erwachsenen war nach der Sitzung groß. In einer nach der Sitzung veröffentlichten Pressemeldung machten sie das auch sehr deutlich.

Für die sogenannten Babyboomer mag die Forderung nach Räumlichkeiten schwer verständlich zu sein, spielten sie doch mit Freund und Freundin entweder auf der Straße oder bei sich zuhause. Die Zeiten damals waren so und es war einfach eine Selbstverständlichkeit („Du kommst nachhause, wenn die Laternen angehen“). Auch eine Selbstverständlichkeit war es, nach der Schule oder dem Studium in den Beruf zu wechseln, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen. In vielen Fällen blieb die Familie dann der Karriere gegenüber im Nachteil.

Babyboomer standen eben immer in Konkurrenz zueinander.

Andere Zeiten, andere Bedürfnisse

Heute sieht das ganz anders aus. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht die Karriere nicht mehr auf Platz eins. Familie und Freundschaft nehmen heute einen höheren Stellenwert ein. Das geht so weit, dass sie lieber im Umkreis ihres angestammten sozialen Umfelds bleiben als einen weiter weg besser bezahlten Job anzunehmen. Der Fachkräftemangel eröffnet ihnen heute andere Planungsmöglichkeiten. Und selbst wenn sie sich über die ganze Welt verstreut haben, bleiben sie digital in Kontakt und treffen sich immer wieder an Wochenenden irgendwo auf der Welt, Billigflieger machen es noch möglich.

Die heutigen Generationen führen also ein komplett anderes soziales Leben. Und um dieses Leben, diese Bedürfnisse ausleben zu können, brauchen sie Räume, so wie frühere Generationen die Straße.