Villi Wacker

Andreas Samtleben

Stellen Sie sich bitte einmal vor, sie wohnen in einem Haus mit Einfachverglasung, haben mal einen Wasserrohrbruch, mal ein verstopftes Siel, sodass das Wasser bis in den Keller dringt und überall schimmelt es. Ihr Vermieter macht seit Jahren nur das wirklich notwendigste, einige Räume und das WC sind nicht mehr bewohn- und nutzbar und geheizt wird noch mit Öl, wenn den die Heizung funktioniert.
Vielleicht fassen Sie ja eines Tages den Entschluss, sich eine neue Wohnung zu suchen. Ich habe für Sie schon mal im Internet recherchiert. Als Annahme habe ich ab 2,5-4 Zimmer genommen. Das Ergebnis waren 4 Angebote für Mietwohnungen in Bargteheide. Der niedrigste Mietzins mit 2,5 Zimmern lag bei 730 € und der höchste mit 4 Zimmern bei 1400 €, Kaltmiete, versteht sich.
Zu teuer? Sie wollen bezahlbaren Wohnraum?

Jetzt kommt das Grundstück „An den Stücken“ mit der sogenannte „Villa Wacker“ ins Spiel. Dort steht nämlich dieses oben beschriebene Gebäude und dort soll, nach dem Willen einiger Fraktionen bezahlbarer Wohnraum sowie eine Begegnungsstätte und soziale Einrichtungen entstehen.

Geht es nach den Grünen und dem von ihnen beauftragten Bausachverständigen Prof. Jens Uwe Zipelius, ist das Gebäude aus den 1930er erhaltenswert. Weiter, so lese ich es im Hamburger Abendblatt vom 10.06.2022 und auf der Webseite der Grünen vom 09.06.2022, müsse es noch Prüfungen auf Schwamm und Hausbockbefall geben, der Keller trockengelegt und abgedichtet werden. Und natürlich muss die Heizung laufen, um im Winter schlimmeres zu vermeiden.

Gorch-Hannis la Baume, Fraktionsvorsitzender der FDP sieht das als Statiker und Kenner der Materie ziemlich anders. Für ihn „stünde bei einer weiteren Nutzung der Villa Wacker eine umfassende Sanierung des Gebäudes an. Die Kosten dafür könnte man nur dann rechtfertigen, wenn es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handeln würde. Das ist aber nicht der Fall.“ Seine Fraktion plädiert für den Bau von ca. 60 Wohnungen, die im Einklang mit der Natur auch einmal unkonventionell zu planen und zu gestalten wären. Dabei müssen auch die sozialen Projekte und der Anspruch der Jugend auf eigene Räumlichkeiten mit eingeplant werden.

Ähnlich sieht es die Fraktion der SPD. Sie möchte die Villa so ertüchtigen, dass sie bis zu einem Neubau kulturell und sozial genutzt werden kann. Es gebe einen „enormen Bedarf“ an Wohnraum, gerade Berufseinsteiger und Auszubildende finden kaum Wohnungen, so Mehmet Dalkilinc, Fraktionsvorsitzender der SPD. Er sieht die Umsetzung „im Rahmen eines Architektenwettbewerbes. Dort sollten dann „alle ansässigen Initiativen und Vereine die Möglichkeit bekommen, ihre Bedarfe für Räumlichkeiten zu benennen und einzubringen, um ihre Projekte und Angebote weiter fortzusetzen oder auch zu erweitern.“

Gerhard Artinger, Vorsitzender der WfB möchte die Villa Wacker für soziale Projekte erhalten. Diesen Ansatz solle „weiter verfolgt werden“.

Warum die Verwaltung das Gebäude hat überhaupt so weit verfallen lassen können, sind weder ihm noch Gorch-Hannis la Baume begreifbar.

Bild: Andreas Samtleben